Unterwegs am Skeena River

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von Willi Sprinzel

skeena1Endlich ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Schon seit Jahren möchte ich Kanada – besonders British Columbia kennenlernen. Nicht nur das Land selbst – sondern natürlich auch die Fischerei. Leider musste ich da einen Kompromiss machen. Aus terminlichen Gründen bot sich für mich nur die Fischerei Ende Juli, Anfang August an. Da ist die beste Zeit für den Königslachs. Als reiner Fliegenfischer, der mit Rutenklasse 4-5 fischt, ist es im Vergleich so, wie wenn man statt Hasen, Elfanten jagen würde.

Jedenfalls war schon der Flug für mich ein Abenteuer. Neben mir saß eine Kanadierin, die vor 20 Jahren in Vancouver ihren Mann kennengelernt hat und mit ihm nach Deutschland gegangen ist. Das war super für mich, da sie natürlich deutsch und englisch sprach. Die Zeit verging wirklich im “Fluge”.
skeena3Pünktlich landeten wir in Vancouver. Gleich anschließend startete die Dash 8, ein Propellerflugzeug nach Terrace. Genau zwei Stunden flogen wir über die gebirgige Landschaft. Schneebedeckte Berge und riesige Täler mit kleinen Seen, taten sich vor uns auf.
Herr und Frau Völker, die Lodgebesitzer, holten uns schließlich vom Flughafen ab. Im Nu waren wir auf der Lodge angekommen, die sehr großzügig angelegt ist. Bereits im Flugzeug nach Vancouver machte ich Bekanntschaft mit einem Bayern bzw. mit drei Anglern aus Berndorf . Dann noch mit einer Gruppe aus Deutschland und der Schweiz.

Die Fischerei auf Königslachs ist natürlich ganz was anderes, als meine leichte Fischerei an der Schwarza. Wir fahren täglich mit zwei Booten auf eine “Insel” im Skeena-River. Unsere zwei Guides heißen John und Ron, wobei Ron auf dieser skeena8Insel ein Lager errichtet hat und dort auch im Zelt schläft. Beide sind sehr sympathisch. Nachdem ich anscheinend von uns allen am besten Englisch sprechen kann, verständige ich mich mit beiden mehr schlecht als recht. Trotzdem ist es immer lustig und es läuft immer irgendein “Joke”.
Wie gesagt, die Fischerei auf den Königslachs (Chinook) ist nicht so einfach und hier bei allen Einheimischen sehr beliebt. Es sind nämlich eine Menge Leute, die hier fischen. Von Einsamkeit keine Spur. Dauernd preschen die kleinen Motorboote rauf und runter.

Der Fluss ist ca. 150 m breit und führt eine riesige Menge Wasser mit starker Strömung. Wird ein King vom Ufer gehakt, schreit der Fischer “fish on” und alle, die sich in der Nähe befinden, holen ihre Schnüre ein. Die meisten haben ein Boot, skeena4womit der der Drill einfacher wird. Der Fischer springt mit der Rute auf das Boot und los geht die wilde Jagd. Einer der Guides steuert dabei das Boot und der andere versucht dem Fischer Verhaltenstipps zu geben.
Nicht immer ist der größte Fisch der Stärkste, da sich die Lachse unterschiedlich lang im Aufstieg vom Meer befinden. Ich kann einen Fisch mit “nur” 30 Pfund (13,5 kg) haken, der aber wie ein “Pflasterstein” an der Leine hängt. Bald sind wir mit dem Boot ziemlich weit abgetrieben und steuern auf eine enge Flussbiegung zu, wo die Strömung noch viel stärker wird. Immer, wenn ich glaube, dass der Fisch beim Boot herbei zu Keschern ist, zieht er wieder an und meine Bremse fängt bedrohlich zu “Ächzen” an. Meine Oberarmmuskeln schmerzen schon und der Fisch geht in die Tiefe. Jetzt nimmt Guide John die Angel in die Hand und versucht den Drill zu beenden. Auch ihm gelingt es nicht.

skeena2Plötzlich springt unser zweiter Guide Ron vom Steuer weg, er ist körperlich um einiges stärker als John, reißt die Rute an sich und drillt den Fisch mit Urkraft an die Oberfläche, sodass John ihn keschern kann. Stolz muss ich am Land den Fisch halten und das Foto-Shooting beginnt. Natürlich machten sich alle über mich lustig, da wir so weit mit dem Boot abgetrieben waren. Ich erwiderte, dass ich ohnedies schon lange eine kleine Sightseeing-Tour am Wasser machen wollte, um das Land kennenzulernen.
Damit hatte ich die Lacher wieder auf meiner Seite.
Wahrscheinlich ging es einigen anderen Fischern auch so. Aber die wollten es nicht zugeben, dass sie den Fisch nicht alleine landen konnten. Mir doch egal.

skeena5Wolfgang, der Besitzer der Lodge besteht darauf, dass erst dann das Fischen beendet wird, wenn jeder seine zwei
möglichen Chinooks am Skeena gefangen hat, da er die Fische räuchert und einfriert. Die Berndorfer Partie war gestern am Kitimat – ein kleinerer, sehr begehrter Lachsfluss – hauptsächlich steigt dort jetzt der Hundslachs. Sie erzählten aber, dass man fast Schulter an Schulter mit den Einheimischen gefischt hat. In der Früh stand wieder Fischen auf dem Programm. Ich aber wollte in die Stadt, so nahm mich Wolfgang ein Stück mit. Vorerst führte er die anderen zum Skeena-River, wo Ron uns immer mit seinem Boot abholte.
Sogar ein Steirer aus Eisenerz besuchte die Lodge, der schon über 30 Jahre in Terrace ein Restaurant besitzt. Gustl hat hier Karriere gemacht und ist mit einer Australierin verheiratet. Bis spät in die Nacht habe ich mich mit ihm über alles Mögliche unterhalten.

skeena7Bezüglich der Beförderung der Lachse ist folgendes zu sagen. Die geräucherten Fische dürfen max. in 4 Teile zerlegt werden, sodass von einem 13,5 kg Fisch ca. 4-5 kg übrig bleiben. Wenn man nicht zuviel Gepäck dabei hat können die Fische in Kühlboxen, die vor Ort erhältlich sind, transportiert werden.

Irene, die Frau des Lodgebetreibers, kocht übrigens vorzüglich und stellt uns wirklich große Portionen auf den Tisch. Dadurch müssen wir nachher immer zum kanadischen Whiskey (Seagrams) greifen. Eine sehr milde Sorte. Dabei warten wir immer, bis Guide John da ist. Er serviert das Essen und schenkt immer am besten ein. Das ist uns natürlich recht und für gute Stimmung ist immer gesorgt.

skeena6Text und Fotos: Willi Sprinzel

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