Meine Leidenschaft zur Fliegenfischerei entwickelte ich bei einem
Fliegenfischerkurs von Armin Pijawetz an der Salza im Mariazellerland. Bei
einem weiteren Besuch in seinem Geschäft, erzählte er mir von seinem Mürz
Revier bei Kapellen.
Am darauf folgenden Samstag organisierte Armin spontan eine Besichtigung –
wir trafen uns mit Fred und Wolfi Pijawetz in Kindberg und fuhren Richtung
Mürzzuschlag. Mittlerweile verschlechterte sich das Wetter, und als wir
schließlich in Kapellen ankamen, waren bereits rund 15 cm Neuschnee
gefallen. Dies konnte aber unsere Besichtigung nicht beeinträchtigen.
Die Mürz schlängelt sich in diesem Bereich wie eine Schlange durch das
Tal, einerseits mit langen Zügen und Rieselstrecken, andererseits mit
tiefen Gumpen und Löchern.
Die ersten Eindrücke waren positiv, obwohl das Wasser sehr trüb war, denn
in Neuberg/Mürz wurde noch am neuen Kraftwerk gebaut. Ich entschloss mich
also die Jahreskarte zu nehmen.
Nun begann die
monatelange Wartezeit bis zum 16.3. dem Ende der Schonzeit und
gleichzeitig den Beginn der Saison. Es war ein extremer Winter im Mürztal
und im Raum Mariazell. Schneehöhen von 2-3 m wurden gemessen. Und ich
konnte den Saisonstart kaum mehr erwarten.
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Am 19. März war es
dann endlich so weit! In aller Früh aufgestanden, die gesamte Ausrüstung
ins Auto und ab geht’s Richtung Mürzzuschlag und Kapellen. Es war ein
traumhafter Tag und trotz der noch rund 1,5m Schnee für diese Jahreszeit
schon sehr angenehm.
Rein ins Watgewand und
flink die Rute montiert. Durch die Schneemassen zum Wasser zu dringen war
ziemlich mühsam, aber schließlich ist es mir doch gelungen.
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Nach den ersten Würfen war klar, so einfach ist es nicht im glasklaren
Wasser die Fische zu überlisten. So wanderte ich die erste Stunde umher
ohne auch nur die geringste Aktivität am Wasser zu vernehmen. Ich war
natürlich hartnäckig und so konnte ich in einem Gumpen gegen Mittag meine
erste Mürzäsche mit einer Nymphe überlisten.
Es war ein wunderschöner Fisch, der schon im Drill wie ein Edelstein
funkelte und sich nach Kräften wehrte.
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Nun
war der Bann gebrochen – sofort eine Trockenfliege (Adams Gr. 18) montiert
und was dann passierte war wie ein Traum, insgesamt weit über ein Dutzend
Fische in nur zweieinhalb Stunden und das am 19. März!
Gegen Abend machte sich jedoch der Winter wieder bemerkbar, klamme Finger
und total vereiste Autoscheiben waren eindeutige Zeichen dafür. Ich
war von meinen Erlebnissen jedoch so aufgeheizt, das mir das nicht das
geringste ausmachte. Raus aus der Watwäsche und rein in die warme
Fleecemode, Scheiben enteist und ab nach Hause. |
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Die erste Mürzäsche |
Dann
folgten die Monate der Schneeschmelze, das Wasser stieg entsprechend an
und die Fischerei war nun beinahe unmöglich. Die Monate April und leider
auch der Mai waren wegen zu hoher Wasserstände abzuhaken! Dazu kamen die
starken Regenfälle im Mai, die die Situation extrem machten. Die Folge war
das extremste Hochwasser seit 130 Jahren und es sollte in der Mürz kein
Stein auf dem anderen bleiben.
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Waten mit größtem Risiko |
Schneewasser |
Erst im Juni war wieder daran zu denken in der Mürz zu waten. Nach mehreren Anrufen beim Aufseher
Herrn Siegl, kam endlich am 9. Juni die Meldung „Komm rauf,
es müsste gehen“; also
nichts wie ab ins Mürztal. Nach den rund 1,5 Stunden war es
nun an der Zeit das gesamte Revier von der Bahnhofbrücke in Neuberg bis
hin zur Reviergrenze bei der Bushaltestelle an der Abzweigung Richtung
Bärntal zu erkunden.
Schon nach
wenigen hundert Metern war eine
weitere Besichtigung des Reviers wegen „Reizüberflutung“ nicht möglich.
Das enorme Hochwasser schien sich auf den Fischbestand in keiner Weise
negativ ausgewirkt zu haben! An einer wunderschönen Rieselstrecke waren
die Fische intensiv am Steigen, so dass ich nicht weiterfahren konnte!
Die Rute montiert, eine 14er Buck Caddis drauf, rein in die Wathose und ab
in den Fluss; aber vorsichtig, denn die Fische vor den Füßen durften nicht
vergrämt werden. Die ersten Würfe in Richtung der steigenden Fische waren
nicht von Erfolg gekrönt, also anderes Muster dran (Parachute schwarz Gr. 12) und schon beim
nächsten Wurf ein Platsch - das Ergebnis war eine wunderschöne
Bachforelle. Fast bei jedem Wurf gab es eine Attacke -
ein super Nachmittag.
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In meiner Euphorie hatte ich aber übersehen, dass ich mitten in der Mürz
auf einer Art Plateau stand. Die Strömung hatte inzwischen stark
zugenommen und es trieben die ersten Äste heran. Ich hatte zwar am
Nachmittag die dunklen Wolken und das Donnergrollen im oberen Mürztal
gehört, aber da sich alles anscheinend verzogen hatte nicht weiter
beachtet - ein Fehler! Die ersten Schritte in Richtung Ufer
konnte ich einigermaßen sicher bewältigen, aber es waren doch einige Meter
zurück zu legen.
Als ich in der stärksten Strömung stand, konnte ich auf einmal weder vor
noch zurück – ich hatte gegen den Wasserdruck keine Chance.
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Eine der „dicken“
Bachforellen |
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So stand ich
wie festgenagelt, die Oberschenkel begannen zu brennen und so gab es nur
zwei
Möglichkeiten, zu Schwimmen, oder alle Kraft zusammen zu nehmen und mit
kleinen Schritten das Ufer zu erreichen. Ich hatte großes Glück und blieb
trocken. Müde und mit brennenden Muskeln
trat ich die Heimreise an.
Später wurde mir erst klar in welcher Gefahr ich war, hätte mich die
Strömung mitgerissen, wäre ich in die Stromschnellen bei der
Hirschbachbrücke gezogen worden und dann hilft die beste Ausrüstung nicht
mehr! Mein Tipp: unbedingt eine Wathose mit Watgürtel und rutschfesten
Watschuhen verwenden und bei hohem Wasserstand die Situation ev. vorher
mit dem Aufsichtsfischer besprechen!!
Die Monate Juli und August September waren eine absolute Entschädigung
für das „durchwachsene“ Frühjahr. Wunderschöne Angeltage mit Äschen und
Forellen, die an Schönheit und Kampfkraft ihresgleichen suchen.
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Sommeridylle bei 9°
Wassertemperatur |
Eine schöne „Sommeräsche“ |
Die
absolute Sternstunde der 19.August, als ich mit meinem Freund Manfred von
6:00 Uhr früh bis in den Abend mit nur einer kurzen Ruhepause
durchgefischt habe. Wir fischten fast ausschließlich mit der Trockenfliege
und konnten eine Vielzahl an Äschen, Bachforellen und auch einige
Regenbogenforellen überlisten.
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Die
Fische stiegen sagenhaft und so wurden auf wenigen Metern zu
zweit, zehn Fische und mehr gefangen! Es schien als wären die Fische in einer
Art Fressrausch und unsere verschiedene Fliegenmuster wurden fast alle mit einem heftigen „Schmatz“
genommen.
Man
vergisst bei so viel Aktivität komplett auf die Umwelt und ist nur noch
auf die Natur die Fische und den Köder konzentriert. Das ist die schönste
Form der Entspannung, obgleich man hochkonzentriert die Trockenfliege im
Auge hat. |
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Glasklares Wasser und
Fisch um Fisch |
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Vorsichtiges Waten ist angesagt! |
Manfred mit seiner 47er |
Am
Abend taten uns die Arme weh, wir waren müde aber auch glücklich und
zufrieden. Diesmal war es vor allem der Bereich Arzbach in Neuberg, und
die Strecke im Süden von Kapellen, die sich als Topstellen auszeichneten.
Der Herbst, besonders der September und Oktober, war durch glasklares
Niedrigwasser gekennzeichnet und verlangte vom Fliegenfischer
absolute Disziplin und Präzision bei der Präsentation
der Fliege.
Aber
das macht meiner Meinung den Reiz der Fliegenfischerei aus – den Fisch auf
Sicht und mit entsprechend gut präsentierter Fliege zu überlisten. Die
Belohnung sind Fische in den schönsten Farben und voller Kampfkraft.
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Herbstzeit an der Mürz |
Jetzt ist Äschenzeit! |
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Mein
Resümee:
Die
Mürz ist ein absolutes Top Fliegengewässer in Österreich. Egal, ob man mit
der Trockenfliege auf einer der vielen Rieselstrecken, oder mit der Nymphe
in einem der zahlreichen Gumpen sein Glück versucht, man wird nicht
enttäuscht sein, da das Aufkommen von Äschen und Bachforellen wirklich
enorm ist.
Man hat immer die Chance auf eine gute 50er Äsche oder eine der
„großen“ Forellen in den Gumpen.
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Herbstforelle |
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Die Prächtige Natur im Mürztal untermalt vom Rauschen der Mürz sowie die
ausgezeichneten Bestände an Äschen und Bachforellen sind zu jeder
Jahreszeit einen Besuch wert. Man findet in der Mürz die komplette
Bandbreite von verschiedenen Fischgenerationen sowohl bei Bachforellen als
auch bei den Äschen, die von „Jährlingen“ bis hin zu kapitalen Exemplaren
vorhanden sind. Nicht einmal das extreme Hochwasser im Mai hatte auf den
Fischbestand Auswirkungen. |
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Es war, trotz der extremen Wasser- und Wetterverhältnisse im Frühjahr ein
tolles Jahr an der Mürz in Kapellen. Nun bleibt mir nur zu sagen, dass all
jene, die noch nicht an der Mürz gefischt haben, wirklich etwas versäumt
haben!
Petri Heil
Sepp Muchitsch
Alle Bilder und
Inhalte © J. Muchtisch. Sie erreichen den Autor unter
j.muchitsch@gmx.at |
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