Wasserkraft-Projekte nehmen steirische Flüsse
immer mehr in Beschlag. Die von Slowenien geplante Kette an
Mur-Kraftwerken lässt die Naturschützer toben.
Es
gibt sie noch in der Steiermark, jene unberührten Flusslandschaften,
deren Wasserläufe seltenen Tier- und Pflanzenarten als Rückzugsgebiet
dienen. Doch Umweltorganisationen warnen: Die Betonung liege mehr denn
je auf "noch". Werde doch der "Wildwuchs an neuen
Wasserkraft-Projekten" immer unkontrollierter.
Zündstoff südlich von Graz. Während
die beiden geplanten Mur-Kraftwerke südlich von Graz seit Monaten für
Zündstoff sorgen, tut sich auch in der restlichen Steiermark in Sachen
Wasserkraft eine Menge. |
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Die südsteirische
Schwarze Sulm ist Teil eines Natura-2000-Gebietes
Foto: Robert Lenhard |
Mehr als 40 Projekte sind laut WWF in
Planung. "Das sind aber nur die, von denen wir etwas wissen. In Wahrheit
werden es noch viel mehr sein", sagt WWF-Wasserexperte Arno Mohl. "So
massiv wie in der Steiermark wird nirgends in Österreich geplant."
Acht Kraftwerke geplant. Zur Zeit brennen den Naturschützern von
WWF, Naturschutzbund und Umweltdachverband besonders die Pläne Sloweniens
unter den Nägeln. Der südliche Nachbar will entlang der Mur acht
Kraftwerke bauen, sechs davon im Abschnitt zwischen Spielfeld und Bad
Radkersburg. Diese 34 Kilometer lange Auenlandschaft entlang der
Staatsgrenze ist auf österreichischer Seite als Europa-Schutzgebiet
ausgewiesen. "Die Strecke ist mit enormem Aufwand renaturiert worden. Es
ist der letzte Mur-Abschnitt, der noch frei von Verbauungen ist", sagt
Umweltanwältin Ute Pöllinger.
Auf slowenischer Seite. Bauen dürften die Slowenen in diesem Bereich
freilich nur mit Zustimmung Österreichs, die bislang verweigert wurde.
Ungeachtet dessen schreiten die Planungen auf slowenischer Seite zügig
voran. Bleibt Österreich beharrlich, könnten sich hier bald diplomatische
Verwerfungen auftun.
Bundesweiter Masterplan. Besonders Besorgnis erregend findet
Pöllinger, "dass sich die Projekte immer mehr auf die sensiblen Oberläufe
der Flüsse konzentrieren". Zu beobachten sei das vor allem in der
Obersteiermark. WWF und Naturschutzbund fordern daher einen bundesweiten
Masterplan, der naturnahe Flussabschnitte von Kraftwerksplanungen
gesetzlich ausklammert. Ein ähnliches Projekt ist derzeit für die
Steiermark in Ausarbeitung.
GÜNTER PILCH
Quelle: Kleine Zeitung,
30.07.2008 |