Auf Huchenjagd..... ein Bericht von Alexander Blaschek

Der Huchen fasziniert uns Angler schon seit Generationen, sein Fang ist mythenumrankt und sagenumwoben. Diese Faszination geht nicht nur allein auf seine stattliche Größe zurück. Immerhin ist er mit Gewichten bis zu 40 kg der zweitgrößte europäische Süßwasserfisch, sondern auch auf die Herausforderung, welche die gezielte Befischung dieses Großsalmoniden darstellt. Unwirtliche Witterung, schier endlose Ausdauer und zahllose Hänger und Abrisse prägen das Bild bei dieser Fischerei und stellen uns auf eine harte Probe. Nur allzu selten wird dabei unser Bemühen mit dem Fang eines dieser Königsfische belohnt. Tatsächlich überkommen vor allem den Neuling bei der winterlichen Pirsch mitunter Zweifel, ob im befischten Revier denn überhaupt Huchen in nennenswerter Zahl vorkommen können, wenn sich denn nie einer blicken lässt. Doch dieser Eindruck täuscht. 

Durch verbesserte Wasserqualität, strenge Entnahmebeschränkungen in Verbindung mit einem hohen Schonmaß und aufwendige Besatzmaßnahmen sind die Bestände an zahlreichen Flüssen in Österreich und Bayern so gut wie schon lange nicht mehr.Wieso ist der Fang eines Huchens dann so schwierig? Nun, Huchen sind überaus launisch und können, wenn sie wollen, extrem lange Zeit ohne Nahrung auskommen. Mir ist mal von einem Zuchthuchen von etwa 15 kg erzählt worden, der 8 Monate lang (!) jegliche Nahrung verweigert hat, nachdem er in ein anderes Becken umgesetzt wurde, ohne nennenswert an Gewicht zu verlieren. Sicher kommen Fresspausen derartigen Ausmaßes in freier Wildbahn eher selten vor. Aber es zeigt einem auf, wie selten der Räuber tatsächlich fressen müsste.
Es ist ein Irrtum, dass Huchen durch die Strömung, in der sie (scheinbar) meist stehen, einen hohen Energieaufwand haben. Die Fische kleben förmlich am Boden und suchen strömungsberuhigte Zonen hinter Hindernissen auf. Das können auch nur einige größere Steine am Gewässergrund sein. Wer selbst einmal beobachtet hat, mit welcher Eleganz und Leichtigkeit so ein Fisch selbst starker Strömung trotzt, hat nie den Eindruck, der Fisch sei irgendwie gestresst oder Mühe sich sonderlich ab.
Und tatsächlich geht der Huchen besonders im Winter, wenn sein Stoffwechsel ohnehin auf Sparflamme läuft, nur selten auf Beutezug. Das man ihn dennoch in der kalten Jahreszeit am ehesten fängt liegt daran, dass dann nur wenige Beutefische vorhanden sind, wodurch er ausgedehntere Raubzüge unternehmen muss und dabei eher mal hungrig auf unseren Köder stößt. 
Schon oft haben Huchen im Sommer praktisch vor meinen Füßen geraubt, jeglichen angebotenen Köder jedoch völlig ignoriert. Lediglich mit natürlichen Ködern hat man hier eine reelle Chance, doch ist der Spuk von derart kurzer Dauer, dass es fast unmöglich ist, den Köder zu präsentieren bevor der Räuber bereits wieder satt seinen Einstand aufsucht.
Wann genau der Huchen raubt, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit voraussagen, bestenfalls gibt es einige Anhaltspunkte. Besonders Warmwettereinbrüche (Föhn) nach starkem Frost, die Zeit um Vollmond (dann oft auch nach Einruch der Dunkelheit) und die letzten Stunden vor Temperaturstürzen haben sich als günstig erwiesen. Interessant ist auch, dass an den wenigen Tagen, an denen die Huchen im Winter rauben, sie das praktisch überall mehr oder weniger gleichzeitig tun zu scheinen. Oft werden dann an verschiedenen Stellen und sogar Strecken mehrere Huchen in kurzem zeitlichen Abstand gefangen.

Oft hört man, Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichter Schneefall seien ideales Fangwetter. Da ist schon was dran, ich führe diese alte Regel vor allem auf die Tatsache zurück, dass das Wasser im Winter meist glasklar ist und die Huchen bei hellem, klarem Wetter durchschauen, dass wir mit unserem Köder nur eine lockende Beute vorgaukeln. Auch wird man selbst von den Fischen leicht gesehen. Nicht umsonst wirkt sich auch ganz leicht angetrübtes Wasser meist positiv auf den Fangerfolg aus.Die allerbeste Fangzeit erstreckt sich etwa von Mitte Jänner bis Ende Februar, je nach Beginn der Schonzeit, wenn sich die Fische noch mal für das Laichgeschäft stärken und an Aggressivität gewinnen. Eine weitere Top Zeit läge natürlich unmittelbar nach der Laichzeit, doch ist die Huchenfischerei dann praktisch nirgendwo erlaubt.
 Auch der Herbst kann gute Fänge bringen, vor allem der Zeitpunkt des ersten Schneefalls scheint fast magisch zu sein. Wenn es dann richtig kalt wird, konzentriert sich das Fanggeschehen wie erwähnt meist auf einige wenige Tage. Diese zuverlässig herauszufiltern ist allerdings nicht möglich, jegliche noch so gewissenhaft geführte Statistik versagt. Deswegen kommt man um eine gewisse Hartnäckigkeit bei der Befischung nicht herum.Um die enormen Köderverluste verkraften zu können, ist man meist auf Selbstbau angewiesen. So hat praktisch jeder Huchenspezialist seine Spezialköder bzw Huchenstreamer, die in der Form mehr oder weniger Unikate sind. Auch taugen meiner Meinung nach, viele Huchenköder aus dem Handel nicht viel. Die vielen Schneidertage fordern unsere Kreativität und spornen zu immer neuen Konstruktionen und absolutem Perfektionismus an. So ist mir der Köderbau bzw. das Streamerbinden an den langen Winterabenden mittlerweile schon fast genau so zum Hobby geworden wie die Fischerei selbst. Und nicht zuletzt ist es immer wieder eine besondere Freude und Genugtuung, einen Fisch mit einem seiner "Selbstgemachten" zu überlisten.
Welchem Köder man sein Vertrauen schenkt, ist natürlich Geschmackssache. Der Bau und die richtige Führung von Huchenstreamern und Huchenzöpfen sind beinahe eine Wissenschaft für sich. Sind diese richtig geführt, so sind sie meiner Meinung nach praktisch jedem anderen Köder überlegen. 

Auch große Gummifische scheinen dem Huchen zweifellos zu gefallen, wie zahlreiche Fänge bezeugen. Jedoch wird dieser Köder aufgrund seines günstigen Preises und seiner leichten Verfügbarkeit recht häufig eingesetzt. Huchen sind zweifellos recht lernfähig, wodurch sie bei wachsendem Befischungsdruck gewisse Köder schlicht weg meiden. Mal ein etwas zu verhaltener Anhieb, ein wütendes Kopfschütteln und der Huchen hat seine Lektion gelernt. 
 
Natürlich kann man auch die üblichen Blinker, Wobbler und Spinner in entsprechender Größe anbieten, meist ist es aber zielführender, dem Huchen einen eher unbekannten Köder vorzusetzen. Eine gute Alternative stellen hier z.B. die diversen Schweifköder (Eichhörnchenschweif, Nerzschweif usw..) dar, welche im Prinzip ein konisch oder dreieckig zulaufendes Fellstück hinter einer Bleikappe darstellen, welches in der Strömung verführerisch flattert.

Übertroffen werden diese sowohl in Aktion als auch in der Fängigkeit vom sog. Wedler, einer mehrteiligen Konstruktion von mit Fell umwickelten Holzstückchen. Zahllose kapitale Huchen gehen mittlerweile auf das Konto dieses Köders, der von meinem Anglerkameraden - und einem der erfolgreichsten Huchenfischer überhaupt - Manfred Kleinhagauer entwickelt wurde.. Der Eigenbau ist allerdings recht aufwendig und verlangt einiges an Übung. Ich montiere übrigens stets nur einen Haken, ein massiger Huchen inhaliert jeden Köderfisch ohnehin völlig, wenn er sich mal dazu entschlossen hat zu zupacken.
Das Gerät muss robust sein, denn es ist härtesten Belastungen ausgesetzt. Nur an kleineren Gewässern, bei geringer Strömung und Tiefe oder wenn man dem Fisch problemlos am Ufer folgen kann würde ich leichteres Gerät ruhigen Gewissens anraten. Das mag ein wenig heftig klingen, aber wer schon mal erlebt hat, wie ein schwerer Huchen jenseits der 20 kg - Marke Strömung und Körpergewicht im Drill ausnutzt, weiß warum. Die Rute sollte weiters nicht zu viele und vor allem keine allzu kleinen Ringe aufweisen, da man sonst selbst bei mäßigem Frost ständig damit beschäftigt ist, das Eis aus diesen zu entfernen.
 
Obwohl das Objekt der Begierde oft von stattlicher Größe ist, sind die Bisse oft überraschend dezent, fast verhalten, am schweren Spinngerät durch Strömungsdruck und Gewicht des Köders oft schwer wahrzunehmen.
 Ein kapitaler Huchen attackiert seine Beute nicht wild, es genügt ihm schon fast, einfach sein Maul aufzureißen, um sie richtiggehend anzusaugen. Das knochenharte Maul des Huchens erfordert allerdings einen knallharten Anhieb, um ihn sicher zu haken. Höchste Konzentration ist deshalb gefragt, und das auch nach hunderten erfolglosen Würfen. Schon eine kleine Nachlässigkeit, ein kurzer Moment abschweifender Gedanken führen bei einem Biß zu einem zu verhaltenen oder zu spät gesetzten Anhieb, was leicht den Fisch des Lebens kosten kann. Mit wütendem Kopfschütteln schüttelt der Huchen zuverlässig jeden nicht wirklich gut sitzenden Köder ab. Eine Erfahrung, die wohl jeder Einsteiger mal selbst machen muss. Nadelscharfe, dabei aber dickdrähtige Haken sind Pflicht, der Griff zum Schleifstein nach jedem Hänger obligatorisch. Zu dünndrähtige Haken biegen sich im Drill oft auf oder werden von den eisernen Kiefern des Huchens schlichtweg plattgemacht.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man von einem Kapitalen nach dem Anhieb vorerst mal schlichtweg ignoriert wird. Als unantastbare Spitze der Nahrungskette im Fluss braucht er sich normalerweise auch keine Sorgen zu machen. Man sollte dieses Überraschungsmoment nutzen und den Fisch aus der Strömung führen, bevor ihm dämmert, dass es ihm an den Kragen geht.

Die Landung eines solchen Fisches stellt uns vor eine weitere Aufgabe, besonders wenn wir allein am Wasser sind. Da es mir widerstrebt, einem lebenden Fisch mit brachialer Gewalt an beliebiger Stelle ein Gaff in den Körper zu treiben, bevorzuge ich die Handlandung. An flachen Stellen kann man einen völlig ausgedrillten Fisch auch gut anstranden. Man sollte sich schon vor Beginn des Fischens davon überzeugen, dass dies auch irgendwo in erreichbarer Nähe möglich ist. Vor allem unerfahrene Fischer unterschätzen dieses Problem oft und fischen in unerschütterlichem Optimismus von hohen Steinwänden und Böschungen. Beißt dann tatsächlich ein Huchen, bekommen sie überrascht vom Gewicht des Fisches große Augen und verlieren ihn schließlich beim verzweifeltem Versuch, seiner doch noch irgendwie habhaft zu werden.

Mag sein, dass sich der Eindruck aufdrängt, der Huchenfang sei lediglich eine Sache für einige wenige Spezialisten. Tatsächlich gibt es kaum mehr als einige handvoll erfahrener Profis, die regelmäßig Kapitale fangen. Dennoch ist der Huchen nicht unfangbar. Man darf auch nicht vergessen, dass sich die gezielte Jagd auf Kapitale wohl jeglicher Spezies ähnlich mühsam darstellen wird. Wer an einem großen See gezielt den 20 kg Hecht fangen will, muss wohl aus ähnlichem Holz geschnitzt sein wie der versierte Huchenspezialist.

Wer Interesse hat, einmal selbst sein Glück auf den König der Salmoniden zu versuchen, sollte sich aber unbedingt einem Kenner des Gewässers und der Materie anvertrauen. Angebote über Gewässer, Lizenzpreise und entsprechendes Guiding gibt es im Internet mit ein wenig Geduld leicht zu finden.

Lizenzgebühren
Schon des öfteren wurde ich gefragt, warum an den meisten österreichischen Revieren derartig hohe Lizenzgebühren eingehoben werden. Nun, manche Reviere sind sicherlich überteuert, man darf aber auch nicht vergessen, dass die Bewirtschafter in der Regel sehr hohe Pachten zu zahlen haben, speziell an Flüssen mit Huchenbestand. Damit sich das rechnen kann und auch noch was für den Besatz übrig bleibt, muss natürlich einiges verlangt werden. Aber setzen wir mal in Relation, was eine Lizenz zum Lachsfang an einem norwegischen oder gar isländischen Toprevier so kostet, mal abgesehen von der Anreise.....
 
Mein Hausgewässer: Enns / Oberösterreich
An vielen berühmten Huchenrevieren bezahlt man leider den Namen mit. Oft scheint es für einen normal Sterblichen kaum möglich, eine Lizenz zu ergattern, und wenn dann nur zu horrenden Preisen. Oft bedeutet das jahrelanges Warten, da die Lizenzen i.d.R. beschränkt und von "Platzhirschen" belegt sind. Wird doch mal eine Lizenz frei, sind Beträge jenseits 1000 Euro fällig, bevor man die Angel auspacken darf, wobei es dann meist noch eine Reihe weiterer Bestimmungen einzuhalten gilt, etwa eine Beschränkung der Fischtage pro Woche oder Monat oder ein generelles Entnahmeverbot. Eine Ausnahme bildet hierbei sicherlich die Enns in OÖ, wo jedermann eine Lizenz erwerben kann, zu den selben Konditionen wie jeder Einheimische auch. 

 
Da sich dieser Fluss nicht in Privatbesitz befindet sondern von den Ö. Bundesforsten bewirtschaftet wird, sind auch die Lizenzpreise im Vergleich zu anderen namhaften Strecken sehr moderat (Wochenlizenz 150 Euro, Saisonlizenz 360 Euro, Guiding möglich). Abgesehen von gewissen Vorschriften das Gerät betreffend (1 Rute, Mindesttragkraft der Fischerleine 17 kg, Ködermindestlänge 12 cm) gibt es keinerlei weitere Bestimmungen, abgesehen von einer höchst sinnvollen Entnahmebegrenzung (1 Huchen pro Saison, Mindestmaß 100cm). Die schiere Größe des Gewässers allein scheint auf Fischer aus anderen Revieren jedoch ein wenig abschreckend zu wirken, weshalb dort noch hervorragende Fischerei ohne Überwindung größerer Barrieren möglich ist, da auch ohne Beschränkung der Lizenznehmer kaum die Gefahr der Überfischung besteht.
Die Chance, tatsächlich mit einem Huchen in Berührung zu kommen, ist bei entsprechender Vorbereitung höher als so mancher denkt! Spezialisten gelingen Sasionfänge von 8 - 12 Fischen, darunter jedes Jahr einige Kapitale (Rekordfisch 28 kg !).
 
Viel Erfolg und Petri Heil
 
Alexander Blaschek
 
 
 
Text: Alexander Blaschek
Fotos: Alexander Blaschek, Matthias Eberlberger
 

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